Ein Bericht über die Beiträge zur MU (MessUnsicherheit)
Zunächst die Eindrücke:
- großer Wissensbedarf: ca. 130 Teilnehmer
- aber Geräteherstellerwaren nicht vertreten
- Diskussionsbeiträge überwiegend zur Umweltanalytik
- Exzellente Fachbeiträge
- nur mäßiges Interessen an der Gründung von (Arbeits~) Zirkeln
zu praktischen Übungen zur Ermittlung einer Messunsicherheit
- großzügige Organisation durch die Veranstalter
- exzellenter Tagungsband mit allen Vorträgen
Konsens
- Eine
alle analytischen Bereiche umfassende Definition von
Methoden der Kalibrierung und zur Ermittlung einer
Messunsicherheit ist nicht möglich.
Jeder Fachbereich soll sich dem Thema MU stellen, aber die
Einführung nach eigenen Vorgaben gestalten, da die Methoden
nicht übertragbar sind.
- Die Messunsicherheit muss bekannt sein, sie darf nicht verschiegen
werden.
- Ringversuche im Hinblick auf MU-Ermittlung sind illusorisch,
da zu teuer.
- Prüfzertifikate werden im Allgemeinen nicht an die Kunden
der Prüfinstute weitergegeben. Begründung: Die Kunden würden
duch Begriffe wie MessUNsicherheit verunsichert.
- Ein Konkurrenzkampf der Laboratorien auf der Basis von
MU-Werten als Gütekriterium für die Analytik des Labors muss
vermieden werden, z.B. dadurch, dass bei der Festsetzung von
Grenzwerten auch Obergrenzen für die Messunsicherheit
gefordert werden (Dr. M. Koch, Uni Stuttgart).
Die fachliche Basis zur Bestimmung von Messunsicherheiten sind
im Wesentlichen zwei Literaturquellen:
- GUM Guide to the Expression of Uncertainty in Measurement 1995
Das Grundlagendokument zum Thema Messunsicherheit und zur Charakterisierung ist
http://www.iso.org/iso/en/prods-services/otherpubs
/Measurements.PublicationList?
CLASSIFICATION=MEASUREMENTS
Zitat aus dieser Website:
" The Guide to the expression of uncertainty in measurement
establishes general rules for evaluating and expressing uncertainty
in measurement that can be followed at many levels of accuracy
and in many fields."
- Workbench des Danish Technological Institute:
The 'GUM Workbench' software program is used to analyze the
uncertainty of physical measurements and calibrations.
The analysis and computations follow the rules of the 'ISO guide
to the expression of uncertainty in measurement' and the
requirement document EAL-R2 of the 'European cooperation
for Accreditation of Laboratories'.
G UM Workbench supports a systematical procedure in
building an uncertainty analysis as required by the EAL document.
Starting with the mathematical equation which models the
physical relationship of quantities in the respective measurement,
the data needed for the analysis, like the standard uncertainty or
the distribution of values, is interactively requested. Appropriate
classification of the input values according to the available
information controls the analysis process.
- Nordtest Handbook for Calculation of Measurent Uncertainty in
Environmental Laboratories
http://www.nordicinnovation.net/nordtest.cfm
Abstrat excerpt:
"This hanbook is written for environmental testing laboratories
in the Nordic countries, in order to give support to the implemantation of the concept of measurement uncertainty for their routine measurements. The aim is to provide a practical, understandable and common way of measurement uncertainty calculations, mainly based on already existing quality control and validation data ....
Practical examples, taken directly from the everyday world of environmental laboratories, are presented and explained. ...
The recoommendations in this handbook are primarily for guidance. ..."
Der Vortrag von Dr. M. Koch Universität Stuttgart
Messunsicherheit - Wozu
beindruckte durch die klaren und einleuchtenden Formulierungen zum Thema MU:
- Kunden eines Labors wissen selber nicht um die Anforderungen an die MU
- es aknn der GAU eintreten, d.h. der Kampf um die kleinste MU
- so dass der Gesetzgeber gefordert ist, die gesetzlichen Vorgaben in der Analytik mit MU-Zahlen zu stützen.
Juristische Fluchtwege müssen geschlossen werden.
In der Diskussion waren allerdings die Meinungen geteilt:
- Grenzwert = Messwert + MU sei anzugeben wie in der Abwasserverordung bereits definiert und in der GUM gefordert.
- Zur Ermittlung einer MU sollte auch das Verfahren/Methode festgelegt werden, was aber Innovationen behindern könnte.
- Grenzwerte werden in Größen von 100 bis 100-fach links vom Komma angegeben, so dass eine MU-Zahl rechts vom Komma unsinnig ist; gleichwohl wird die Notwendigkeit der Angabe einer MU als juristische Sicherheit angesehen.
Eine weitere Publikation von Dr.-Ing. Michael Koch zur
Messunsicherheit -
Erkenntnisse aus Ringversuchen
und Hilfen für die Praxis:
http://www.iswa.uni-stuttgart.de/ch/aqs/pdf/JT04%20Koch%202.pdf
Der Vortrag von Dr. Jürgen Dembrowski BASF
"Messunsicherheit in einem Industrielabor"
stand unter dem Motto:
Messunsicherheit = Qualität der Messergebnisse
Neben konkreten Darstellungen über die praktischen Quellen für Messunsicherheiten wurde die Untersuchungsstrategie aufgezeigt. Diese wird differenziert je nach Material und Anforderungsprofil erstellt, denn es gibt immerhin über 7000 Methoden zur Validierung.
In der anschließenden Diskussion erläuterte Herr Dembrowski, dass nur ca. 10% der Prüfverfahren in vollem Akkreditierungsumfang zertifiziert werden.
Für den gößten Teil der Prüfungen wird ein
Schätzwert mit einem Sicherheitspuffer angegeben!
Die Fachdiskussionen
zeigten die Vielfalt der notwendigerweise zu berücksichtigen Parameter und bis jetzt schon genutzten Bestimmungsmöglichkeiten der Messunsicherheit:
- MU-Bestimmung durch zwei Mitarbeiter und 6-facher Wiederholung
- MU aus Doppelbestimmungen an 10 verschiedenen Tagen
- MU aus dem Vergleich mit Standards
- MU aus Ringversuchen
Das Ziel, eine
allgemein gültige Vorschrift zur Bestimmung einer Messunsicherheit, unabhängig von Methodik und Verfahren,
ist so nicht zu erreichen.
Auf diese Weise kann natürlich nur "geraten" werden, welches akkreditierte Institut "gut" oder "schlecht" ist.
Ein Kompromissvorschlag kam von den Herren Koch und Borchert:
Der Gestzgeber sollte nur vorschlagen,
die Messunsicherheit MU aus Ringversuchen mit Vergleichsstandardabweichungen zu bestimmen, ohne weitere Vorgaben für das Bestimmungsverfahren.
Dies aber nichts Neues und ist schon seit zehn Jahren Arbeitsbasis vieler Institute. |
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Fazit zum Worksshop
Die Analytiker müsssen untereinander besser kommunizieren und sich auf eine praktische Regelung verständigen. Erst dann kann die Administration allgemein verbindliche Vorgaben machen.
Insofern war der Workshop eine gute Gelegenheit für die betroffenen Institute zum Meinungsaustausch.
Allerdings müßten sich die Produktlieferanten wohl auch für diese Thema engagieren, da sie im Sinne der Produkthaftung auch für dieses Qualitätsmerkmal geradestehen müssen. |
Ziele des Workshop
Seit der Einführung der Internationalen Norm DIN EN
ISO/IEC 17025 besteht für akkreditierte Prüflaboratorien verstärkt die Notwendigkeit, die Messunsicherheit (MU) der
angewendeten Prüf- und Analyseverfahren zu ermitteln und
erforderlichenfalls in die Prüfberichte aufzunehmen.
Diese
Aufgabe gestaltet sich für viele Laboratorien schwierig, da
bisher nicht genügend Erfahrungen bei den Mitarbeitern
vorhanden sind. Eine solche Lücke lässt sich erfahrungsgemäß
durch ein- oder zweitägige Seminare oder
Workshops nicht ausreichend schließen, weil neben der
Kenntnis der (statistischen) Grundlagen auch eigene Übung
anhand praktischer Beispiele notwendig ist.
Um dieser
Tatsache Rechnung zu tragen, schlägt EUROLAB-D vor, in
einzelnen Arbeitsfeldern Arbeitszirkel einzurichten, in denen
Mitarbeiter verschiedener Laboratorien die Messunsicherheit
bei von ihnen selbst vorgeschlagenen Problemen aus
ihrer Laborpraxis gemeinsam ermitteln.
Um die Bildung solcher Arbeitszirkel zu erleichtern, organisiert EUROLAB-Deutschland gemeinsam mit dem
Deutschen Akkreditierungsrat (DAR) diesen Workshop, zu
dem alle akkreditierten deutschen Laboratorien eingeladen
sind. Neben einer Vermittlung der Grundlagen der
Messunsicherheitsermittlung werden in einigen Arbeitsgruppen
praktische Beispiele aus verschiedenen technischen
Bereichen behandelt, z.B.
- Chemische Analytik,
- mechanisch-technologische Prüfungen,
- physikalische Messtechnik
- Bauphysik
- Mikrobiologie
- Elektrotechnik,
- Elektronik,
- Informationstechnik (EEI)
Das Seminar ist kostenpflichtig und bietet, neben einem allgemeinen Teil zum Thema Messunsicherheit, die Diskussion in verschiedenen Arbeitsgruppen.
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