Festrede der Bundeskanzlerin (Auszüge)
... Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden hier die Leuna-Werke. Tausende Arbeiter kamen daraufhin in diese Region.
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Das einst graue Leuna hat sich zu einem glänzenden Aushängeschild für die Attraktivität des Standortes Sachsen-Anhalt entwickelt.
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Maßgeblich dafür, dass wir heute hier sein können, war und ist ein umfassender Strukturwandel. In den vergangenen Jahren entstand ein leistungsfähiges Stoffverbundsystem.
... Die Entwicklung einer neuen Rohstoffbasis in der Chemieindustrie ist volkswirtschaftlich von hoher Relevanz. Was wurde hier nicht schon alles an Rohstoffen verwendet.
Kohle, die hier ausreichend vorhanden war, wurde in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend von Erdöl als Rohstoff abgelöst.
... Die Biomasse wird sich nun sozusagen langsam einfügen – evolutionär, nicht auf einen Schlag, aber Schritt für Schritt – und damit also nachwachsende Rohstoffe und organische Reste.
... Für diesen tiefgreifenden Wandel steht der Spitzencluster „BioEconomy“.
Es geht hauptsächlich um Holz.
Analog zur heutigen Erdölraffinerie soll langfristig eine Bioraffinerie die Grundstoffe für die Chemieindustrie bereitstellen.
Relativ neu ist, dass wir Naturprodukte wie Holz, Flachs oder Getreide eben auch als Ersatz für Erdöl und -gas in den Blick nehmen.
... Der Hintergrund ist klar: Wir haben das Problem des Klimawandels; und fossile Rohstoffvorkommen der klassischen Art sind begrenzt, was sich auch in der Preisentwicklung zeigt.
... Die Politik wird also den Weg zur Bioökonomie mitgestalten. Es gibt Aktionspläne für die industrielle und energetische Nutzung von Biomasse, die die Bundesregierung erarbeitet hat.
Mit der
„Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030“
stellen wir bis 2016 insgesamt 2,4 Milliarden Euro an Forschungsgeldern zur Verfügung.
Eine Expertengruppe hat dieses Jahr eine sogenannte Roadmap zum aktuellen Stand und zur weiteren Entwicklung von verschiedenen Bioraffinerie-Konzepten vorgestellt.
Die Vision, die uns leitet, ist die einer biobasierten Wirtschaft, die die Welt mit hochwertigen Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen versorgen kann und zugleich weltweit für ausreichende Ernährung sorgt.
Drei aktuelle Berichte aus dem FhG-CBP
Holz gänzlich in seine Bestandteile zerlegt
Presseinformation 2.10.2012
Forscher versuchen, erdölbasierte Produkte wie Kunststoffe durch solche aus nachwachsenden Rohstoffen zu ersetzen. Als Rohstoff können Holzabfälle dienen, die in Lignin und Zellulose aufgetrennt werden.
In einer Pilotanlage soll diese Auftrennung nun in großem Maßstab laufen. Eröffnet wird die Pilotanlage am 2. Oktober, als Teil des Neubaus des Fraunhofer-Zentrums für Chemisch-Biotechnologische Prozesse CPB in Leuna.
Um nachwachsende Rohstoffe wie Holz auch chemischen Industriezweigen zugänglich zu machen, verfolgen Forscher den Ansatz einer Bioraffinerie: Ähnlich wie in einer erdölbasierten Raffinerie fraktionieren sie die Rohstoffe in ihre Grundbestandteile und führen sie dann der jeweils optimalen Verwendung zu.
Nachwachsende Rohstoffe wie Holzabfälle und Stroh werden derzeit vorrangig als Brennstoff genutzt. Die verholzten Pflanzenteile bestehen aus der komplexen Struktur Lignocellulose, die durch die Einlagerung von Lignin in ein Gerüst aus Hemicellulosen und Cellulose entsteht.
In einer Lignocellulose-Bioraffinerie-Pilotanlage, die gemeinsam mit dem Neubau des CBP am 2. Oktober in Leuna eröffnet wird, wollen die Forscher ihre Laborergebnisse nun auch auf große Holzmengen übertragen. Die Pilotanlage ist europaweit einzigartig: Bis zu einer Tonne Holz pro Woche kann sie mit organischen Aufschlussmitteln in die einzelnen Bestandteile zerlegen.
Schmierstoffe aus Pflanzenöl
Presseinformation 2.10.2012
Unabhängigkeit vom Erdöl ist der Traum vieler rohstoffarmer Länder. Doch das schwarze Gold nimmt nach wie vor nicht nur eine dominante Rolle als Energieträger, sondern auch als Material für die chemische Industrie ein. Um das zu ändern, haben Forscher das Projekt »Integrierte BioProduktion« gestartet.
Im Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse CBP in Leuna beginnt ab Anfang Oktober die Herstellung von Epoxiden aus heimischen pflanzlichen Ölen im Pilotmaßstab. Die chemischen Zwischenprodukte dienen zur Herstellung von Schmierstoffen, Tensiden oder Emulgatoren.
Multitalent Enzym – hergestellt im großen Maßstab
Presseinformation 2.10.2012
Enzyme entfernen Flecken aus unserer Wäsche, bleichen Papier und helfen beim Bierbrauen. Kurzum: Sie ermöglichen viele industrielle Prozesse.
Gewonnen werden die Enzyme vielfach aus Früchten. Fällt die Ernte jedoch zu knapp aus, kann es Engpässe geben. Forscher entwickeln daher Verfahren, um die Enzyme mikrobiologisch herzustellen. Eine Multifunktionsanlage, die nun in Leuna eröffnet wird, soll helfen, die neuen Verfahren an industrielle Maßstäbe anzupassen. |